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Zusatzinformationen
30.03.2023

Es gibt »Nach-Wuchs« in der Oberpfalz. Und zwar aus Holz

Zum Internationalen Tag des Waldes pflanzten am Dienstag, den 21. März 2023 die IG Bauen-Agrar-Umwelt – die „Forst-Umwelt Gewerkschaft“ – mit Politikern aus der Region, die von Andreas Ferstl begrüßt wurden, einen Baum.

Genauer gesagt: eine Elsbeere im Kunstwaldgarten in „Raffa“ bei Burglengenfeld, der mitten im Gebiet der Bayerischen Staatsforsten (BaySV) liegt. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt will damit ein Zeichen setzen. Hierzu nun die Stellungnahmen der Baum-Pflanzer:

Marianne Schieder, MdB: 

„Unsere Wälder sind nicht nur als „grüne Lungen“ entscheidend für unser Klima, sie bieten auch Lebensqualität und Naherholung für uns Menschen. Gleichzeitig geht es darum, die Nutzung des Waldes als nachwachsenden Rohstoff zu ermöglichen, aber auch dem Raubbau, zum Beispiel im Osten Europas entschieden entgegenzutreten. Zum Tag des Waldes möchte ich aber auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei den Staatsforsten für ihre wertvolle und wichtige Arbeit danken!“

Petra Katens, Branchensekretärin IG BAU:

„Die menschengemachte Klimakrise gefährdet unsere Wälder. Die Veränderungen des Klimas führen immer mehr und immer öfter zu extremen Wetterereignissen: Dürreperioden, trockene Waldböden und Hitzespitzen plagen daher das Ökosystem Wald ganz massiv. Die 380.000 Hektar Waldfläche, welche den Trockenjahren und dem Borkenkäfer zum Opfer fielen, fallen nicht jedem auf. Die Tendenz steigt jedoch immer weiter. Die Klimakrise fordert einen hohen Preis. Die Kolleginnen und Kollegen in der Forstwirtschaft erleben die Krise seit Jahren bei ihrer täglichen Arbeit und sind doppelt gefordert: Einerseits steigt der Druck und die Verantwortung auf die Beschäftigten aufgrund des Klimawandels, andererseits kann ein gesunder Wald zur Bewältigung der Klimakrise eine wichtige Rolle einnehmen: Der Wald liefert uns den nachhaltigen Rohstoff Holz, bindet CO2, produziert Sauerstoff und speichert Trinkwasser.

Deswegen bauchen wir endlich eine mutige Offensive: Die Schad- und Kahlstellen müssen wieder aufgeforstet werden. Wir brauchen dringend einen flächendeckenden ökologischen Waldumbau. Für diese Herausforderungen ist eines jedoch zentral:
Ausreichendes Fachpersonal! Wir fordern daher entschieden, mindestens 11.000 zusätzliche Fachkräfte in der Forstwirtschaft. Je 1.000 Hektar Wald, eine zusätzliche Fachkraft.“

Alexander Flierl, MdL:

Der Internationale Tag des Waldes ist eine gute Gelegenheit, auf die große Bedeutung unserer Wälder als Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren sowie die wichtigen Funktionen des Waldes hinzuweisen. Um die besonderen Leistungen – vor allem für Klima und Biodiversität – sicherzustellen, ist eine Bewirtschaftung der Wälder unerlässlich. Schützen und Nützen sind dabei kein Widerspruch, so dass weitere großflächige Stilllegungen von Wäldern abzulehnen sind. Gerade für den erforderlichen Umbau zu klimastabilen Wäldern, die Umsetzung waldbaulicher Maßnahmen als auch die nachhaltige Holznutzung braucht es die, die anpacken, die gut ausgebildeten Forstwirtinnen und Forstwirte. Dem tragen die Bayerischen Staatsforsten durch gesteigerte Ausbildung in den forstlichen Berufen sowie das Vorhalten eigener Kapazitäten, unter anderem durch den Forsttechnikbetrieb Bodenwöhr, Rechnung. Dies ist ausdrücklich zu begrüßen. Darüber hinaus unterstützt der Freistaat Bayern im Privat- und Körperschaftswald durch Beratung und Förderung – so wurden dort im letzten Jahr staatliche Mittel von 95 Millionen Euro investiert. Diese Rekordsumme unterstreicht, dass wir die Waldbesitzer mit den großen Herausforderungen vor denen unser Wald steht, insbesondere durch den Klimawandel, nicht alleine lassen.

Peter Wein, Kreisrat:

„Beim Pflanzen von Bäumen zeigt man: Jede und jeder kann selbst im „Kleinen“ seinen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Daher sind solche Aktionen unglaublich wichtig und sinnvoll, auch weil sie zeigen, wie wichtig der Wald ist. Deshalb müssen wir unsere Wälder schützen und alles dafür tun, den Bestand dauerhaft und nachhaltig für künftige Generationen zu sichern. Das ist eine Herkulesaufgabe.“

Franz Brunner, 2. Bürgermeister der Stadt Maxhütte-Haidhof:

Ich möchte dieses symbolische Zeichen, die Pflanzaktion im Kunstwaldgarten, als besonders gelungen bezeichnen, da man nicht oft genug auf den Fachkräftemangel hinweisen kann. Es fehlt den Forstbetrieben – wie so vielen anderen Branchen – an Fachkräften. Vom Forstwirt bis zur Revierleiterin – die Beschäftigten haben im Wald alle Hände voll zu tun, um die massiven Schäden der letzten Jahre zu beseitigen. Gleichzeitig sind die Waldarbeiter mit dem Umbau der Wälder und der Wiederbewaldung beschäftigt, um Waldflächen für den Klimawandel fit zu machen.

Miteinander muss dieses Thema angegangen werden. Arbeitsbedingungen, Arbeitsanforderungen und Einkommen müssen angepasst werden. So wünsche ich der heutigen Aktion, dass nicht nur die gepflanzten Bäume tiefe Wurzen bekommen und gut anwachsen, sondern dass die Aktion bei den Weichenstellern auf fruchtbaren Boden fällt und junge Arbeitnehmer, aber auch Quereinsteiger, für die Forstwirtschaft gewinnt.

Josef Gruber, 2. Bürgermeister der Stadt Burglengenfeld: 

Gesunde Wälder sind unsere Lebensgrundlage: Wälder schützen den Boden, indem die Baumwurzeln verhindern, dass Wind und Wasser ihn forttragen. Wälder speichern und reinigen versickerndes Regenwasser, aus dem wir unser Trinkwasser gewinnen. Wälder filtern Staub und Schadstoffe aus der Luft, produzieren Sauerstoff und wirken ausgleichend auf das Klima. Der Wald ist der Lieferant für den nachwachsenden Rohstoff Holz und Lebensraum für viele Tierarten. Mit dem Wort "Wald" verbinden wir Ruhe, Erholung und frische Luft. Wir haben also allen Grund, mit unseren Wäldern sorgsam umzugehen, um sie auch für die nächste Generation zu erhalten.

Hans Mages, Forstbetriebsleiter BAYERISCHE STAATSFORSTEN, AÖR, Forstbetrieb Burglengenfeld:

„Der Klimawandel bedroht unsere heimischen Wälder ganz konkret durch zunehmende Dürreperioden und in der Folge massive Trockenschäden an Bäumen und auch jungen Forstpflanzen. Dazu kommen verstärktes Auftreten von Schadorganismen wie Borkenkäfer an der Fichte oder Pilze, Schadinsekten und Mistel an der Kiefer. Die Folge ist ein schleichend schlechter werdender Gesundheitszustand unserer Wälder – auch wenn hier in der Oberpfalz noch keine offensichtlichen großflächigen Schadflächen (wie im Frankenwald oder z. B. in Thüringen oder im Harz) zu sehen sind.

Wir Forstleute arbeiten mit Hochdruck und bereits seit vielen Jahren daran, unsere aus historischen Gründen stark von Kiefer und Fichte dominierten Wälder hin zu klimaresilienten Mischwäldern umzubauen. Das erfolgt durch Pflanzung und Saat vor allem von Buche, Eiche, Tanne und Douglasie sowie weiteren Laubbaumarten. Zusätzlich fördern wir die natürliche Verjüngung der Wälder durch zielgerichtetes waldbauliches Vorgehen und die Bejagung v. a. des Rehwildes, um Verbiss Schäden an den Jungpflanzen auf einem tragbaren Niveau zu halten.

Unverzichtbar für diese Aufgaben ist qualifiziertes und leistungsfähiges Personal:

Der Forstbetrieb Burglengenfeld ist einer der 26 Ausbildungs-Forstbetriebe der BaySF für den Beruf Forstwirt. Wir haben laufend etwa 8 bis 10 Lehrlinge in der Ausbildung (Regelausbildungszeit: 3 Lehrjahre).

Derzeit können wir die jährlich möglichen 3 bis 4 Ausbildungsplätze noch mit geeigneten Bewerbern besetzen. Die Ausbildung bei den BaySF ist bekanntermaßen sehr professionell und wird daher allgemein geschätzt.

Wir stellen aber fest, dass vor allem junge Forstwirte in zunehmendem Maße erwägen, die BaySF zu verlassen, weil sich (vermeintlich) attraktivere Arbeitgeber anbieten. Gegenüber der Arbeitsplanung besteht derzeit am Forstbetrieb Burglengenfeld eine erhebliche Unterausstattung mit Forstwirten. Zudem ist das Durchschnittsalter der Forstwirte vergleichsweise hoch, der Anteil der aus gesundheitlichen Gründen nur noch eingeschränkt einsetzbaren Forstwirte ist tendenziell steigend.  

Die BaySF wirkt dem bereits aktiv entgegen, indem durch verschiedene Maßnahmen die Attraktivität als Arbeitgeber gesteigert werden soll – dies ist derzeit im Rahmen des Projekts „Forstbetrieb 2023“ in Erarbeitung.

Ermöglicht wurde vor kurzem wieder der sogenannte Quereinstieg in den Beruf Forstwirt

Die Zahl der Ausbildungs-Forstbetriebe wird auf 30 erhöht; Zielsetzung ist, jährlich 100 Ausbildungsplätze anzubieten (derzeit ca. 65).    

Die „grünen“ Berufe in Wald und Forstwirtschaft sind attraktiv und haben Zukunft, Nachwuchs ist willkommen! Ob als Forstwirt/Forstwirtin, Revierförster/Revierförsterin oder im Leitungsteam der Forstbetriebe oder der Zentrale in Regensburg: Die Bayerischen Staatsforsten bieten interessante und abwechslungsreiche Berufsbilder. Hier kann im wahrsten Sinne des Wortes der Wald der Zukunft gestaltet und ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel und für eine nachhaltige Entwicklung geleistet werden!“

Abschließend noch einige Informationen zur Elsbeere:

Die Elsbeere ist eine Verwandte der Vogelbeere oder Eberesche und gehört wie diese zur Familie der Rosengewächse. Sie wird maximal 200 - 300 Jahre alt und ist mit bis zu 30 Meter Höhe die größte Baumart ihrer Familie. Hierzulande erreicht sie in der Regel nur geringere Höhen. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in Südosteuropa, in Deutschland ist sie deutlich seltener anzutreffen. Als wärmeliebende und trockenheitstolerante Baumart „profitiert“ sie von den Folgen des Klimawandels. In Mischwäldern setzt sie sich ohne gezielte Förderung gegen die Konkurrenz anderer Baumarten oft nicht durch, sie trägt den-noch zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in unseren Landschaften bei. Ihre Blüten dienen im Mai/Juni Bienen und Schmetterlingen als Weide und die Früchte sind im Spätsommer und Herbst eine willkommene Nahrungsquelle für Vogelarten und Kleinsäuger. Die Früchte eignen sich aber auch zur Herstellung von Marmeladen, Gelees, Fruchtsäften und Hochprozentigem. Die ausgeprägte Herbstfärbung ihrer Blätter macht die Elsbeere zu einer Bereicherung unserer Erholungsgebiete. Ihr Holz gilt aufgrund des langsamen Wachstums als eines des härtesten Europas und ist vor allem für den Instrumenten- und Möbelbau begehrt.


Quelle: Industriegewerkscht Bauen-Agrar-Umwelt