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Zusatzinformationen

Leonberg, Ortsbeschreibung

Leonberg, in dem heute ca. 2.000 Einwohner leben, gehört seit der Gebietsreform 1972 zur Stadt Maxhütte-Haidhof. Weithin sichtbar thront das Dorf auf einem Bergrücken, überragt von der Pfarrkirche und der alten Burg. Das ganze Ensemble von Süden aus gesehen, verleiht dem Ort ein wirklich malerisches Gesicht.

Die Burg erbauten die Hohenburger im 11. Jahrhundert. Sie gehörte bis 1196 zur Landgrafschaft Stefling. Im 13. und 14. Jahrhundert saßen in Liyberch die Limperger (erstmals 1242 urkundlich erwähnt). Der genaue Klang des „iy“ lässt sich lautmalerisch überhaupt nicht darstellen. Alle Schreiber, die dies versuchten, konstruierten so teilweise abenteuerliche Buchstabenformationen. Aus Lejenperch wurde Lenperch, Limperc, Limperch, Limberch, Lenberg oder Lienberg. Den heutigen Namen „Leonberg“ verdankt der Ort dem Umstand , dass bei der Umgestaltung der Pfarrkirche Anfang des 18. Jahrhunderts nicht nur alles auf Barock umkrempelt wurde, sondern auch gleich der Kirchenpatron „Johannes den Täufer“ gegen „St. Leonhard“ ausgetauscht wurde. Die ersten vier Buchstaben wanderten damals auch in den Ortsnamen, womit auch gleich das Problem mit der Schreibweise beseitigt war. Nur in den mündlichen Überlieferungen des Leonberger Dialekts, in den von Generation zu Generation weitergegebenen Geschichten, erhielt sich der ursprüngliche Ortsname. Um den phonetisch richtigen Klang des „Liyberch“ zu erfassen, muss man ihn sich allerdings von einem Einheimischen zurufen lassen.

Ständig wechselten in Leonberg auch die Hofmarkbesitzer. Von dem Sammelsurium an Adelsgeschlechtern eroberten sich, wie wohl überall, nur die „bösen Buben“ ihren bleibenden Platz in der Geschichte. Nur diese werden nämlich irgendwann für ein Freilichtspiel wieder ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt, um dann zu neuem „Ruhm“ zu gelangen. In Leonberg sind die „Gnändorfer“ die „schwarzen Schafe“. Ein Hans von Gnändorf überfiel im 15. Jahrhundert Regensburger Kaufläute, raubte sie aus, warf sie in den Kerker und erpresste Lösegeld. Ähnlich wie bei Wilderern wird dieses an sich ruchlose Tun heute ins Heldenhafte verklärt. Davon partizipiert die Burg Leonberg noch heute mit dem Ruf, eine richtige „Raubritterburg“ zu sein.

Die Burg selbst steht auf dem höchsten Kalksteinfelsen der Gegend. Sie besaß einstmals vier runde Türme, wovon nur mehr zwei teilweise erhalten sind. Rund um die Burg stehen heute noch dicht gedrängt die Häuser. Im Dreißigjährigen Krieg verheerten mehrere Kriegsparteien, darunter natürlich auch die Schweden, Leonberg. Die Kriegswirren, der Hunger und die Pest rafften die Bewohner dahin. Nur an die dreißig Menschen überlebten. Was von der Burg übrig blieb, wurde erst Jahrzehnte später in der heutigen Form erneuert. Die Hofmarkherren residierten für Jahrhunderte nicht mehr in Leonberg, sondern wechselten je nach Gusto zwischen den Besitzungen in Stefling, Fischbach, Hof am Regen oder Pirkensee.

Lediglich die Verwaltung der Güter blieb. Sie nutzte einen früheren Edelmannsitz. 1796 übernahm die Familie von der Mühle-Eckart die Grafschaft und schuf ab 1890 das „Neue Schloss“. Dazu erhielt das Gebäude der Gutsverwaltung, welches man sich damals als mehrstöckiges Haus nach Art der in der Oberpfalz üblichen Hammerschlösser vorstellen muss, seine heutige klassizistische Fassade, die auf Plänen des im 19. Jahrhundert wohl berühmtesten Architekten „Leo von Klenze“ basiert.

Auch die Pfarrkirche, erstmals erwähnt um 1200, prägt das Gesicht des Ortes. Von romanischen und gotischen Stilelementen blieb kaum etwas, als das Gotteshaus zu Beginn des 18. Jahrhunderts barockisiert wurde. Das überdimensionale Deckenfresko, das die Aufnahme des Kirchenpatrons in den Himmel zeigt, springt zwar sofort ins Auge, aber künstlerisch am wertvollsten ist ein Überbleibsel aus der Gotik: die 1,10 Meter hohe Holzfigur „Madonna auf der Mondsichel“.

Leonberg besaß schon 1577 eine Schule. Leider riss man das ältere von zwei Schulhäusern 1970 ab. Es stand da, wo sich heute der St.-Leonhards-Platz befindet. Beim anderen Schulhaus, das heute die Filiale der Volksbank-Raiffeisenbank beherbergt, lässt sich an der Formationen der Fenster noch die frühere Verwendung erahnen.

In der Nachkriegszeit erweiterte sich das Dorf nach Süden, Osten und Norden. Baute man zunächst noch Siedlungshäuser nach dem Motto „Unten und oben je drei Stuben“ entstand ab den siebziger Jahren der Einheitsbrei der Neubauquartiere. Im Zentrum verschwand gleichzeitig der Altbestand, indem man die Häuser abriss oder im neuen Stil modernisierte. Dabei gab es nach dem Krieg noch Waldlerhäuser ganz aus Holz. Heute findet sich nur noch im Bereich um Kirche und „Gschlössl“ etwas Altbestand. Die Veränderung wurde auch dadurch beschleunigt, weil die kleinbäuerliche Struktur (bis heute erhielt sich die Bezeichnung „Koupritscher“ für Kleinbauern, die ihre kärglichen Flächen mit zwei Milchkühen bewirtschafteten) nicht zu den Nutzungsgewohnheiten der Arbeiter passte. So gibt es heute Anwesen mit Bauernhofcharakter nur mehr in den umliegenden Weilern und Einöden.

Quelle: Manfred Henn